Eine Verletzung, Saisonabbruch und COVID-19

Das Regionale Leistungszentrum Jungfrau blickt an seiner Hauptversammlung auf die aussergewöhnlichste Saison der Geschichte zurück. Die besten Ski-Talente der Ski Region Jungfrau beweisen viel Kreativität und Flexibilität.

Das letzte Training auf Schnee kam viel zu früh. Am 14. März 2020 trainierte das Regionale Leistungszentrum (RLZ) Jungfrau letztmals am Honegglift in der heimischen Jungfrau Ski Region. Aufgrund der Situation mit dem Coronavirus war die Stimmung sehr angespannt. Beim Abschluss des Trainings fühlte Freddy Grossniklaus, Cheftrainer RLZ Jungfrau Ski Alpin, die grosse Enttäuschung der Athleten über den frühzeitigen Saisonabbruch. Noch am gleichen Abend kommunizierte der Berner Oberländischer Skiverband (BOSV) offiziell den «Shutdown» der aktuellen Saison 2020/21. Eine Saisonvorbereitung ohne Schnee- und Konditionstraining ist unvorstellbar, so Grossniklaus.

Um die Athletinnen und Athleten des RLZ Jungfrau fit zu halten, plante Grossniklaus ein acht Wochen langes Konditionsprogramm mithilfe des OFF-Snow Handbuches von SwissSki. In dieser Zeit haben die Nachwuchssportler jede Woche eine Challenge bei sich zu Hause absolviert –mit grossem Erfolg. Es mussten Herausforderungen wie Jonglieren, Slackline oder Handstand gemeistert werden. Auf Video wurde festgehalten, dass die Challenge erfolgreich erfüllt wurde. Die Clips sind auf Facebook des RLZ Jungfrau ersichtlich.

Herausforderung Kaderselektion

Die Kaderselektion für das RLZ Jungfrau mussten ohne Sichtungskurs und Konditionstest durchgeführt werden. Für die Sportkommission war es nicht gerade einfach, erläutert Grossniklaus, da sie anhand der wenigen Resultate die Entscheidungen treffen musste. Das Kader ist von 26 nun auf 14 Athleten geschrumpft und aktuell wie folgt aufgeteilt: 2 Athletinnen im BOSV JO-Kader, Vier im A-Status und 8 im B-Status.

Zurück zu mehr Normalität

Seit ein paar Wochen findet wieder ein mehr oder weniger normales Training statt. Der Abstand muss eingehalten, die Geräte öfters gereinigt und die Hände regelmässig desinfiziert werden. Der Trainingsbetrieb wird laufend den BAG-Richtlinien zu COVID-19 angepasst. Die Vorfreude ist gross, wenn es endlich wieder ins Starthaus und um die nächsten Punkte geht. Jetzt erst recht!

Interview mit Noëlle Mühlheim

Noëlle Mühlheim riss sich an den Schweizermeisterschaften das vordere Kreuzband und den Aussenmeniskus. Das RLZ Jungfrau hat nachgefragt, wie es Noëlle geht und wie sie sich auf die nächste Saison vorbereitet.

(Nora Vollenweider) Kannst du dich kurz vorstellen?
(Noëlle Mühlheim, 15) Seit ich zwei Jahre alt bin stehe ich auf den Ski. Ich gehöre dem JO Kader des Berner Oberländischen Skiverbandes an. Ab August 2020 besuche ich die Sportmittelschule in Engelberg.

Wie geht es dir heute?
Mir geht es sehr gut. Ich habe mit meinem Knie gute Fortschritte erzielen können. Bis jetzt ist alles nach Plan gelaufen, ich habe sehr schnell wieder in den Trainingsalltag gefunden.

Wie hast du dir diese Verletzung zugezogen?
Da wir am Vortag nicht auf der Rennpiste für die Schweizermeisterschaften trainieren konnten, hatten wir am Renntag eine Trainingsfahrt um die Strecke kennenzulernen. Bei dieser ersten Fahrt passierte es. Der erste Sprung wurde mir zum Verhängnis. Ich flog viel zu weit und konnte die Landung nicht kontrollieren. Es drückte mich nach hinten auf die Skier und überschlug mich. Beim Aufprall verlor ich beide Skistöcke, Handschuhe und Skier. Der Schmerz im Knie war brutal.

Wie bereitest du dich auf die kommende Saison vor?
Durch viel Kraft- und Ausdauertraining. Ich trainiere nach Vorgaben der Physiotherapeuten und versuche die Trainingsaufgaben von meinem Trainer, Freddy Grossniklaus, zu absolvieren.

Siehst du dich nächsten Winter wieder auf den Skiern?
Ja, auf jedenfall!

Was für eine Lehre ziehst du aus dem Unfall?
Im Moment mache ich mir wenig bis keine Gedanken über den Unfall. Auch mental benötige ich zurzeit keine Unterstützung. Sollten bei den Skitrainings Probleme auftauchen, werde ich mir die notwendige Hilfe holen. Ich versuche mich noch besser auf die Rennen vorzubereiten und auch bei den Trainingsfahrten die Konzentration hochzuhalten.

Haben sich deine Ziele seit dem Unfall verändert?
Nein. Mein Ziel ist es nach wie vor Schritt für Schritt in das nächsthöhere Kader zu kommen.

Wie sehen deine Ziele für die kommende Saison 2020/21 aus?
Das Wichtigste ist, schmerzfrei Rennen zu fahren. Dann will ich an meine letztjährigen Resultate anzuknüpfen, um den Schritt ins Juniorenkader zu realisieren.

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